Die Preise für Lebensmittel und Energie schnellen in die Höhe. Soziale Organisationen verkaufen günstige Lebensmittel. Eine davon verschenkt sie. Die „Tennengauer Nachrichten“ haben sich umgehört.
SN/SW/STRÜBLER
Die Rollenden Herzen sind im ganzen Tennengau unterwegs und verteilen gratis Lebensmittel.
Vor allem seit September kommen jede Woche neue Gesichter zum Bus der „Rollenden Herzen“. „Stammkunden sind sowieso immer da“, beobachtet die Koordinatorin der „Rollenden Herzen“ Tennengau, Rosemarie Leitner. Ein Mal im Monat an einem Donnerstag fährt ein dreiköpfiges Team in jeden Tennengauer Ort. „Wir stehen mit unserem Bus pro Ort nur eine Viertelstunde. In dieser Zeit können sich die Leute ihre Einkaufstasche mit Grundnahrungsmitteln wie Mehl, Reis, Eiern, Kartoffeln, Brot und Butter füllen. Je nach Verfügbarkeit kommen Obst, Gemüse, Eier und Milch dazu. Manchmal gibt es auch Süßigkeiten wie eine Tafel Schokolade oder Kekse. Da strahlen die Augen von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen“, sagt Leitner.
Es werden Waren von Lebensmittelketten gespendet
„Am Ende des Tages sind meist alle Sackerl weg.“
Nicole Berkmann, Sprecherin SPAR
Bei den „Rollenden Herzen“ bekommen alle etwas, und das kostenlos und ohne Kontrolle. Gespendet werden die Waren von Lebensmittelketten wie allen Spar-Filialen, vielen Billa-Märkten, Lidl, Hofer und MPreis. Diese geben auch an weitere Organisationen wie Laube und Soma ab. Spar kooperiert zum Beispiel bereits seit 15 Jahren mit sozialen Einrichtungen. In dieser Zeit haben sich Lebensmittel, die im Müll landen, deutlich reduziert. Allerdings wird auch im Handel gespart: „Alle Systeme sind bei uns darauf ausgelegt, dass am Ende des Tages so wenig wie möglich übrig bleibt. 100 Prozent Treffgenauigkeit haben wir natürlich nicht“, bestätigt Nicole Berkmann. Laut der Spar-Unternehmenssprecherin bleiben hauptsächlich Frischwaren wie Obst, Gemüse, Milchprodukte, Aufstriche oder Brot übrig. Auch wenn Produktsorten wie Packerlsuppen kaum verkauft werden, werden sie irgendwann aussortiert und an Sozialeinrichtungen weitergegeben. „Produkte mit langen Ablaufdaten wie Reis, Nudeln und Mehl können wir punktgenau einkaufen. Laut Unternehmenssprecherin bleiben hauptsächlich Frischwaren wie Obst, Gemüse, Milchprodukte, Aufstriche oder Brot übrig. Auch wenn Produktsorten wie Packerlsuppen kaum verkauft werden, werden sie irgendwann aussortiert und an Sozialeinrichtungen weitergegeben. „Produkte mit langen Ablaufdaten wie Reis, Nudeln und Mehl können wir punktgenau einkaufen.“
„Zu den Stammkunden gesellen sich seit der Teuerung wesentlich mehr neue Gesichter.“
Rosi Leitner, Rollende Herzen
Laut der Spar-Unternehmenssprecherin bekommen Sozialmärkte ein bis zwei Mal pro Woche die Waren. Zusätzlich bietet das Unternehmen über die App „too good to go“ Waren zu einem Drittel des Handelspreises an. Das sind relative viele Produkte. Sie werden täglich in Sackerl abgepackt. Über die App werden sie bestellt und bezahlt. Die Nachfrage ist laut Berkmann groß: „Am Ende des Tages sind meist alle Sackerl weg.“
Es kommen neue Kunden dazu
So wie bei allen Sozialorganisationen steigt auch bei den „Rollenden Herzen“ die Nachfrage. „Zu den Stammkunden gesellen sich seit der Teuerung wesentlich mehr neue Gesichter“, beobachtet Rosemarie Leitner von den „Rollenden Herzen“.
Die Preiserhöhungen betreffen nicht nur Alleinerzieherinnen, jene, die wenig verdienen oder eine geringe Pension beziehen. Die Teuerung ist laut dem Fachbereichsleiter für Zivilgesellschaftliches Engagement und Pfarrcaritas, Stefan Lechner, in der Mittelschicht angekommen. „Es sind nun viel mehr betroffen, die vorher nie Probleme hatten. Sie haben ihren Notgroschen aufgebraucht. Nun geht es sich, für sie in viele Richtungen nicht mehr aus.“
„Oft kommen die Leute viel zu spät. Leider häufig erst dann, wenn sie nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll.“
Arno Stockinger, Pfarrassistent Pfarre Puch
In die Beratungsstellen der Caritas kommen dieser Tage um rund ein Drittel mehr Menschen als vor der Teuerung. Daher sammelt die Caritas auch vor Einkaufszentren. Vor einer Woche fand die Lebensmittel-Sammlung im Europark statt. Freiwille der Caritas stellten einen Einkaufswagen auf und sammelten ungekühlt haltbare Lebensmittel wie Mehl, Reis, Nudeln und Konserven. „Das Bewusstsein der Teuerung ist bei den Kundinnen und Kunden angekommen. Sie kaufen die gewünschten Produkte und legen sie nach dem Verlassen des Geschäftes in die Einkaufswagen. Wir klären die Leute vor ihrem Einkauf auf und sagen ihnen, welche Produkte wir brauchen“, sagt Lechner.
Am 13. November war Welttag der Armen
Pfarrassistent Arno Stockinger von der Pfarre Puch beobachtet: „Es kommt selten vor, dass jemand an die Tür klopft und um Geld bittet. Oft kommen die Leute viel zu spät. Leider häufig erst dann, wenn sie nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll.“ Stockinger und sein Team haben Geld für soziale Zwecke zur Verfügung. Gesammelt wird es bei den Caritas-Haussammlungen im Frühling. 40 Prozent des gesammelten Betrages bleiben im Ort, 60 Prozent gehen an die Caritas in Salzburg. „Wir achten darauf, dass dieses Geld nur jene Leute bekommen, die es dringend brauchen“, sagt Stockinger.
Zum sechsten Mal fand heuer am Sonntag, dem 13. November, der Welttag der Armen statt. Papst Franziskus hat ihn ins Leben gerufen. An diesem Tag findet jedes Jahr die Elisabeth-Sammlung statt. Außerdem ist ein Gabenkorb in der Pucher Pfarrkirche aufgestellt. Da können länger haltbare Lebensmittel abgeben werden. „Wir reichen sie der Caritas in Hallein weiter, weil die Sozialberatung ebenfalls zu wenig Lebensmittel zur Verfügung hat“, sagt Stockinger.
Die Lebensmittelangebote sind in den Sozialeinrichtungen knapp
So wie bei der Caritas sind auch bei weiteren Sozialeinrichtungen die Lebensmittelangebote knapp. Das Geschäft der Laube, Sozialpsychiatrische Aktivitäten GmbH in Hallein, hat daher die Öffnungszeiten Anfang November um zwei Stunden reduziert. Geöffnet ist das Geschäft am Dienstag und Mittwoch von 10 bis 12 Uhr und am Donnerstag nur mehr nachmittags von 13 bis 15 Uhr. Den Grund für den Lebensmittelmangel sieht auch Martina Schmid darin, Standortleiterin im Tennengau, „dass derzeit mehr Leute in eine prekäre Lage kommen“. Wer bei Laube einkaufen möchte, braucht eine Einkaufsberechtigung. Diese bekommt man unter der aktuell geltenden Einkommensobergrenze für die Armutsschwelle von monatlich 1371 Euro 12 Mal im Jahr.